Aller Anfang … warum Kommunikation lernbar ist

Vor mir ein riesiger Batzen von Zetteln. Hell beleuchtet von all den flackernden Lichtern um mich herum. Ich stand vor dem Mikro in meiner Sprecherkabine und versuchte meinen Atem zu beruhigen. Ja, ich hatte Lampenfieber.

Und dann redete ich darauf los. Beziehungsweise: Ich las meinen Text von meinen Zetteln ab … nicht die beste Idee. Tausend Versprecher in einem Satz, meine Aufregung war förmlich durchs Radio spürbar. Aber ich weiß: Diese Erfahrung war wichtig. Denn in den gut zehn Jahren beim Radiosender JAM FM habe ich unglaublich viel gelernt. Vieles, von dem ich heute immer noch profitiere …

Einfach machen!

JAM FM zählt zu den reichweitenstärksten BlackMusic-Sendern. Und ich war eklektischer DJ, mein Hobby ist die Musik. Deswegen kam der Sender auf mich zu. Radio war nie mein großes Ziel, auch wenn ich zu dieser Zeit Kommunikationswissenschaften studierte. Aber ich fand das Jobangebot interessant, sagte zu – und blieb. Dabei entwickelte ich nicht nur die Skills, die ich nun an unsere Klienten im Tonstudio weitergebe: Wie findest du das ideale Sprechtempo? Wo setzt du die richtige Betonung? Wie kriegst du deine Nervosität in den Griff?

Ich entwickelte mich auch persönlich weiter: in meinem sprachlichen Ausdruck, aber auch in der Kommunikation generell.

Das freie Sprechen ist eine Kunst. Dabei ist es egal, ob du als Keynote-Speaker vor den Menschenmassen stehst oder im Radio oder Fernsehen sprichst und dein Publikum dabei nicht siehst. Ich denke: Aufregung bei allem Neuen ist normal. Ein Grundlampenfieber wird immer bleiben, der Rest ist reine Routine. Und wird besser: Durchs Machen.

Mit Spaß geht´s leichter! 

Ein paar Radiomoderationen später: Ich stehe vor dem Mikrofon. Um mich herum ist alles dunkel. Kein flackerndes Licht. Nur der kleine, helle Bildschirm vor mir, mit wenigen Stichpunkten. Ich atme tief durch, bin völlig fokussiert – und dann erzähle ich. Ich erzähle den Zuhörern von alten Jazzbands, erkläre die Zusammenhänge so, wie ich sie auch einem guten Kumpel erklären würde. Und habe Spaß dabei.

Das ist wohl das größte Learning, das ich aus meinen bisherigen Erfahrungen in der Kommunikationsbranche mitnehme: Deine Haltung spielt eine größere Rolle, als du denkst. Was du ausstrahlst, wie du auftrittst, entscheidet darüber, ob du deine Gesprächspartner, dein Publikum catchst oder eben nicht. Ganz egal, ob sie vor dir stehen oder sie nur deine Stimme hören. Ganz egal, ob im Verkaufsgespräch, im Coaching oder der Moderation.

Denn wenn du Spaß hast, an dem, was du tust, dann kniest du dich viel mehr rein. Dann macht es dir Freude, dich weiterzubilden, dir neue Techniken von anderen abzuschauen, auszuprobieren. Du kommst ins Tun! Das macht dich besser! 

Ein Beispiel aus meiner Radiozeit: Ein Kollege fand seinen Lesefluss immer komisch. Er könne nicht vorlesen. Bis er angefragt wurde, ein komplettes Jahr in ganz Deutschland Kinderbücher vorzulesen. Ein Jahr lang in unterschiedliche Rollen schlüpfen, in unterschiedlichen Stimmlagen vorlesen – und das vor dem härtesten Publikum: Kindern. Er kam zurück, voller Selbstvertrauen: „Das, Oli, war die krasseste Schule.“

Apropos Schule: Da hatte ich in Deutsch eine 3. Und jetzt? Coache ich unsere Klienten unter anderem im Einsprechen ihrer Hörbücher. 

Du musst einfach nur an dich glauben.

Oliver Scheffer