Wann waren Sie das letzte Mal im Kino? Früher waren auch in meinem Bekannten- und Freundeskreis Kinobesuche eine feste Größe. Ins Kino gingen alle regelmäßig. Kino – das war ein Riesenmarkt. Ein Top-Geschäftsmodell für Investoren. Überall schoßen immer größere Kinos mit riesigen Leinwänden aus dem Boden. Top-Sound. 3D-Kinos. Cinemaxx. Cineplex. Cine-einfach-gigantisch-groß! Und heute? Ich kenne kaum noch Leute, die regelmäßig ins Kino gehen.
Das hat nichts damit zu tun, dass die Lust auf tolle Filme, einen guten Sound weniger geworden wäre. Im Gegenteil. Ich liebe es, mir die neuesten Filme und Serien anzuschauen.
Was da passiert ist, denke ich, kann jedem von uns passieren, der ein Business am Start hat. Und jeder von uns sollte, bevor es passiert, schon dafür bereit sein.
Oder kostenlos auf Joyn …
Was auf jeden Fall passiert ist, dass technologische Veränderungen dem Kino schon seit Jahren das Leben schwer machen. Digitale Angebote wie etwas YouTube, die es Menschen, die gerne bewegte Bilder sehen, ermöglichen, das über ihr Smartphone von überall zu tun. Dann das Aufkommen der Streamingdienste, die den Markt umgekrempelt haben. Im Musikbereich waren es Anbieter wie Napster oder dann – legal – Spotify, die ein Geschäftsmodell verfolgten, dass die Menschen anturnte: Musik immer und überall einfach bequem übers Handy streamen (was das für Musiker und deren Geschäftsmodell bedeuten kann, darüber hat mein Kollege Oliver Scheffer geschrieben). Im Videobereich war es ein Big Player wie Amazon oder ein Trendsetter wie Netflix, die das Geschäftsmodell des Video-Streamings vorwärts getrieben haben. Ein Geschäftsmodell, auf das immer mehr Anbieter setzen. Inhalte on demand. Ich habe es selbst in der Hand, an welchem Ort auf welchem Apparat zu welcher Zeit ich mir etwas anschaue. Ob ich dafür zahle, ein Abo eingehe oder etwas kostenlos auf z.B. Joyn schaue: Ich muss nicht mehr in die Stadt fahren, einen Parkplatz suchen oder mit anderen im Bus sitzen, vorher Karten fürs Kino reservieren oder hoffen, dass es an der Abendkasse noch Karten gibt.
Streamingdienste haben die Kinosäle leer gefegt. Und etwas anderes auch ..
Dann hat es Zoom gemacht …
Dass ein anderes Geschäftsmodell Ihrem Geschäftsmodell zu schaffen macht, weil sich zum Beispiel Technologien ändern oder das Kundenverhalten, ist das eine. Das andere ist: Die Rahmenbedingungen können sich immer auf eine Weise radikal verändern, sodass mit Ihrem Geschäftsmodell kein erfolgreiches Business mehr möglich ist. Das haben Ihnen und mir die letzten Jahre nach dem Ausbrechen der Pandemie gelehrt. Nichts mehr war mit Kino. Geschäftsmodelle, die auf persönlichen Kontakt angewiesen war, die nicht auf Zoom-Konferenzen setzen konnten, hatten es plötzlich schwer.
Immer kann sich etwas verändern. Das ist die Erfahrung. Und die Lehre für mich daraus ist: Bereit zu sein für diese Veränderungen. Ihr Geschäftsmodell kann nicht für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt sein, weil sich eben die Rahmenbedingungen ständig ändern. Weswegen es so wahnsinnig wichtig ist, und in meinen Augen auch Chefsache ist, dass Sie es immer wieder hinterfragen. Dass Sie bereit sind, sich immer wieder neu zu erfinden, damit bei Ihnen nicht das Licht ausgeht, wie in so vielen Kinos.
Übrigens: Wir haben genau dafür eine ganz spannende Methode entwickelt:
Tobias Pursche