„Gut,“ dachte ich, „dann freue ich mich jetzt mal auf zwei Jahre süßes Nichtstun.“ Als Architektin in Köln habe ich natürlich auch Bauleitung gemacht. Das hieß: zeitlich absolut flexibel sein, immer dann auf der Baustelle sein, wenn ich gebraucht wurde. Stressig. Aber hat auch richtig Spaß gemacht.
Mit Kind, soviel war klar, würde das nicht gehen. Also plante ich zwei Jahre Elternzeit. Die stellte ich mir zwar nicht wirklich als süßes Nichtstun vor. Jede Mutter weiß, dass sich um ein kleines Kind zu kümmern ganz sicher kein „dolce far niente“ ist. Aber deutlich stressfreier als Bauleitung stellte ich es mir schon vor. War es auch. Und genau das war das Problem …
Vom Sandkasten ins Internet
Natürlich hat mich mein Kleiner durchaus auf Trab gehalten. Und natürlich habe ich auch die Baby-Gespräche mit anderen Müttern genossen. Aber trotzdem merkte ich schon nach ein paar Wochen: Mir fehlt was. Das reicht mir nicht. Ich brauche eine Herausforderung. Also habe ich mir eine gesucht.
Zu der Zeit war gerade das Internet aufgekommen. Mich haben dieses Medium und seine Möglichkeiten von Anfang an fasziniert. Unter anderem war ich dort oft unterwegs, um nach schönen Babyprodukten vom Strampler bis zum Kinderspielzeug zu suchen. Und schon bald merkte ich: Hier fehlt was. Ein Ort im Netz nämlich, wo ich all diese verstreuten Anbieter unter einem Dach finde – und wo junge Eltern darüber hinaus einen Ort haben, an dem sie sich austauschen können. Es war die typische Geburtsstunde einer Unternehmensidee: Was ich suche, gibt es nicht. Also baue ich es selbst. Ich fülle die Marktlücke.
Kein Risiko, keine Veränderung
Ein Gründungsdarlehen war mit dieser Geschäftsidee leicht zu bekommen. Und dann habe ich mich an die Arbeit gemacht und ein Webportal für junge Eltern gegründet. Die Arbeit daran hat nicht nur Spaß gemacht. Sie war auch erfolgreich: Schon nach ein paar Monaten konnte ich mir mein erstes Gehalt auszahlen. Und es lief noch viele Jahre richtig gut. Bis ich irgendwann wieder das Gefühl bekam, etwas Neues machen zu wollen.
Natürlich: Aus einer Festanstellung in die Selbständigkeit zu gehen, dafür einen Kredit aufzunehmen, ohne wirklich zu wissen, ob es klappen wird, das ist immer ein Risiko. Aber ich fand, dieses Risiko war überschaubar. Und vor allen Dingen: Ich hatte Lust mich neu zu erfinden. Und da meine Geschäftsidee so erfolgreich war, habe ich also schon in jungen Jahren die Erfahrung gemacht: Es lohnt sich, neu zu denken und ins Risiko zu gehen. Meistens führt es zu etwas Besserem, Erfüllenderem.
Bleiben Sie sich treu: Erfinden Sie sich neu!
„Wenn du etwas ändern willst, dann musst du es selbst machen. Kein anderer wird es für dich tun. Und wenn du glaubst, das ist das Richtige, dann wird es das Richtige sein.“ Das haben mir meine Eltern mit auf den Weg gegeben. Und meine Erfahrungen haben mir genau das bestätigt: Wenn ich merke, es muss sich was ändern, dann ändere ich es. Dann erfinde ich mich neu.
Und dabei geht es nicht um ein diffuses Bauchgefühl, von dem ich mich leiten lasse. Es geht dabei um relativ nüchterne Fragen: „Was stimmt nicht in der jetzigen Situation? Was soll sich ändern? Was will ich erreichen? Und wie kann ich es erreichen?“
Mich hat es noch fast jedes Mal, wenn ich mir selbst diese Fragen gestellt (und beantwortet) habe, zu etwas Besserem geführt. Und inzwischen stelle ich sie sozusagen beruflich. Denn bei Gorus Consulting unterstützen wir Persönlichkeiten und Unternehmer dabei, sich selbst neu zu erfinden – und zwar so, dass sie sich selbst treu dabei bleiben.