„Ich finde es krass bei dir, Laura. Wie du das mit der Zeit machst. Ich habe bei dir immer so das Gefühl, als wenn dein Tag mehr als 24 Stunden hat. Jedenfalls mehr Stunden als mein Tag … “ – so die WhatsApp-Sprachnachricht eines Kumpels.
Und was ich in diesem Moment, als ich die Nachricht abhörte, krass fand: dass ich an diesem Tag überhaupt nicht den Eindruck hatte, dass das stimmt. Der Tag war mir beinahe über den Kopf gewachsen; drohte mich zu überfordern. Ich war maximal gestresst. ,Wie also kommt mein Freund auf diese Idee?’, fragte ich mich, als ich das Handy weg und mich selbst auf die Yoga-Matte legte. ,Was mache ich anders als er, der mit dem, was er auf seiner To-do-Liste hat, meist nie fertig wird? Der ständig das Gefühl hat, ein Lebensbereich kommt zu kurz?’
Nimm dir die Zeit
Mein Vollzeit-Job ist nicht unstressig. Und an manchen Tagen – und der Tag, an dem sich mein Freund bei mir meldete, war so einer – fällt es mir schwer, die Dinge, die mir wirklich wichtig sind, in meinen Alltag zu integrieren: Sport. Frische Luft. Meine Freunde. Familie. Gerne auch lesen (aktuell den neuen Roman von Colleen Hoover). Der Zeitdruck des Agenturalltags sorgt schnell dafür, dass ich so einiges schwerer unter einen Hut bekomme.
Aber: Ich weiß, dass ich mich schnell wieder in die Spur bekomme. Ich weiß, wie ich dem Zeitdruck, dem Stress entgegensteuern kann. Indem ich mir die Zeit, die ich brauche, nehme. Weil ich mich kenne; weil ich weiß, was für mich funktioniert.
Welche Zeit brauchst du?
Ich habe mal einen Persönlichkeitstest im Rahmen einer Bewerbung gemacht. Das spannende Ergebnis, mit dem mich der Chef anschließend konfrontierte: 90 Prozent Genusssucht. Und das stimmt. Aber nicht im Sinne, dass ich ständig nur auf Party aus bin. Klar, ich feiere gerne. Aber ich verstehe für mich etwas anderes unter diesen 90 Prozent: Ich tue einfach vor allem Dinge, in denen ich einen Sinn sehe.
So habe ich meinen Job gewählt, weil ich in der Agentur sehr viel von dem umsetzen kann, was mir wichtig ist. Zum Beispiel meine Zeit wesentlich freier einteilen, als es bei anderen Arbeitsstellen der Fall ist; denn ich bin eine Frühaufsteherin. Morgens bin ich am produktivsten. Das ist für mich wesentlich gesünder (und by the way, so bin ich für ein Unternehmen auch viel wertvoller). Und das kann ich dort ausleben, wenn ich zwei Stunden vor meinen Kollegen den Laptop aufklappe.
Ich weiß, wie wichtig es für mich ist, mir bewusst die Zeit zu nehmen: das macht kein anderer für dich. Wenn du nicht zu 90 Prozent für deine Zeit einstehst, dann wird deine Zeit zu 90 Prozent von anderen verplant werden. Das musst du ganz klar kommunizieren. Mit allen Konsequenzen.
Ich sage nicht, dass es leicht ist und vor allem nicht, dass ich das immer zu 100 Prozent umsetze. Aber: Ich weiß, was ich brauche, um in der Zeit, die ich habe, und das sind ja auch nicht mehr als deine 24 Stunden am Tag, möglichst viele der mir wichtigen Dinge unterzubringen: Dafür brauche ich Energie. Dafür brauche ich all das, was mir den Druck nimmt – und mich entspannt. Yoga. Mit Menschen lachen. Viel Bewegung, denn die reduziert den Stress. Am liebsten an der frischen Luft.
Und das ist denke ich etwas, was ich anders mache als mein Kumpel: Ich kenne meine Prios, ich weiß, was ich brauche, um gesünder und glücklicher zu leben, und ich komme immer wieder schnell in die Spur, weil ich auch dafür einstehe.
Laura